Nach der endlosen Horrorbusfahrt haben wir die erste Nacht in Chiang Mai verbracht. Chiang Mai ist ein nettes touristisches Städtchen mit riesiger Traveller-Infrastruktur. Im Kletterladen mit eigener Boulderhalle haben wir uns für den nächsten Morgen den Transport zum Crazy Horse Buttress, dem 36km vor den Toren Chiang Mais liegendem Klettergebiet, organisiert. Für 300 Baht kann man sich inkl. Mittagessen zum Fels und zurück kutschieren lassen. Wir wollten das aber nicht jeden Tag machen und uns ausserdem etwas Geld sparen. In Thakhek haben wir bereits den Tip gekriegt, im Yira Homestay unser Glück zu versuchen. Das Yira liegt direkt gegenüber vom Fels und bietet 3 Bungalows, bestes Thai-Food mit thai-untypisch riesigen Portionen (optimal für hungrige Kletterer!) und einer Lagerfeuerstelle für die kühlen Nächte in sehr angenehm, familiär ländlicher Atmosphäre. Wir hatten Glück und es war gerade ein Zimmer frei! Also blieben Matthias und ich 11 Nächte dort und hatten letztens in den 10 Tagen Ausgaben von ca. 90 Euro! Fast indische Verhältnisse in Thailand! Dort getroffen haben wir u.a. zwei Pärchen, die davor schon in Thakek gewesen waren, Dan aus Squamish, der Phil, mit dem wir in Indien geklettert sind, kannte, sowie ein nettes französisches Pärchen mit Kind, die zusammen mit Fred Nicole und Bernd Zangerl in Nordindien Boulder erschlossen haben! Sometimes the climbing world is small! Getting on the climbing circle! Der Crazy Horse Buttress verdankt seinen Namen einer Felsstruktur die verblüffend einem Pferdekopf aehnelt. Die Kletterei dort ist verdammt abwechslungsreich, eher technisch versiert im Vergleich zur Dachkletterei in Thakhek, mit Pockets, Crimps, Rissen und auch viel balancy Stuff. Wir fandens richtig klasse! Hardmover verirren sich aber eher selten hier her, da ab 7c aufwärts nicht viel zu holen ist. Am ersten Tag konnt ich gleich Blood, Love and Steel 6c onsighten, eine ziemlich technische, fingrige Geschiebekletterei. Ein Traum! Sehr gut gefallen hat uns ausserdem die Heart Wall, The Gatekeeper Buttress und The Ant Hill. Am Gatekepper hab ich zwei technische Traum-7as (Inferno, All Quiet on the Eastern Front) jeweils im 2ten Go gemacht und an der Heart Wall konnt ich Calm aka The Proposal 6c+ onsighten und Are You Courageous? 7a+ im dritten Go punkten, eine der schönsten und anspruchsvollsten Linien, die ich bis dato gemacht habe. Matthias hat sich die 7a+ am letzten Tag praktisch im letzten Versuch abgeholt! Puh! Geile Scheisse! Bueno! Am Ant Hill konnt ich noch den Klassiker The Wasp Factory 6c+ onsighten. Ich hab also in den 9 Klettertagen ziemlich viele Routen in meinem Grad abhaken können. Crazy Horse ist auf alle Fälle ein sehr lohnendes Klettergebiet! Danach hieß es nach dreimonatiger gemeinsamer Kletterzeit Abschied nehmen von Matthias! Geile Zeit, Alter! Bei ihm gings zurück nach Indien, bei mir weiter Richtung in den Süden von Thailand.

Erster Stopp auf meinem Weg in den Süden war das Nam Pha Pa Yai Klettercamp ca. 150 km nördlich von Bangkok gelegen. Begleitet hat mich Jessica, eine flippige Britin, die die letzten Tage auch im Yira Homestay in Chiang Mai war. Mit dem Bus gings nach Saraburi, dann nach Kaeng Koi und dann mit dem Taxi 20 km in das Camp. Der Franzose Ben Grasser hat hier zusammen mit seiner thailändischen Frau Joey einen wunderschönen Ort geschaffen. Es gibt ca. 15 Zelte, ein Baumhaus und ein super Restaurant mit dem besten Thai-Food das ich bisher in Thailand hatte. Das Camp liegt wunderschön an einer Flussbiegung, zwei Kletterfelsen sind in Laufweite. Zu der River Wall gelangt man mittels Zipline, die 100 m über den Fluss gespannt ist. Genialer Zustieg! Insgesamt war nicht viel los im Camp, nur am Wochenende kamen ein paar Bangkoker Thai-Kletterer vorbei. Wir waren aber ne super gemütliche Gruppe interessanter Leute: Jessica und ich, Tamir, Jess und Asha aus Amerika, Pablo aus Brasilien und Hughes aus Frankreich. Hughes und Pablo waren zwei sehr starke Kletterer. Hughes ist 8a im 2ten Go geklettert! Pablo ist Kletterer-Physiotherapeut (biomecanicafuncionalescalada.blogspot.com) und ein super Klettermotivator (Kataklaam!) und bereitet sich im Camp auf eine gemeinsame Expedition mit James Pearson auf die Philippinen vor. Nach zwei Tagen Klettern an der River Wall sind Jessica, ich, Jess und Tamir mit dem Zug nach Ayutthaya gefahren. Mit dem Motorbike haben wir dort einen super Ruhetag verbracht und haben uns einen floating market und einige Tempel angeschaut. Zurück im Camp gings weiter mit Klettern. Ich konnte alle Touren, die ich bis einschließlich 6c+ probiert habe, onsighten oder flashen. U.a. Sweet Lip, 6c+, mit einem 15 m langen Tufa-Flake, der wie eine langgezogene Lippe ausschaut. Ausserdem konnt ich zwei 7a's punkten: To exist is to resist, mit harter Bouldercrux am Ende, und die Wahnsinns-35m-Ausdauer 7a, Siam Paradise. Traumhaft! Die Woche im Camp hat also ziemlich viel Spass gemacht! Genialer Ort für ruhesuchende Kletterer. Wenn man sich also in der Nähe von Bangkok aufhält: unbedingt vorbei schauen! Lohnt sich! Zumal es in der näheren Umgebung noch weitere Felsen und sogar ein Bouldergebiet zu erkunden gäbe. Naechster Stopp: Koh Yao Noi, eine Insel in der Nähe von Krabi.

Vom Nam Pha Pa Yai Camp gings mit dem Zug weiter nach Bangkok, dann per Nachtzug nach Surat Thani und von dort mit dem Bus nach Krabi. Von Krabi aus mit dem local taxi zum Tha Len Pier und dann per Longtailboot zur Insel Koh Yao Noi. Nach 30 Stunden Reisen war ich ziemlich müde. Ich hatte den Tipp bei Dani in den Namtok Bungalows unter zukommen. Hier sollten die meisten Kletterer sein und der Preis soll passen. Generell musste ich mich erst wieder an den Preisunterschied zwischen Nord- und Südthailand gewöhnen, der doch deutlich zu spüren ist. Allerdings waren bei meiner Ankunft in Namtok alle preiswerten Bungalows belegt, so dass ich schon weiter suchen wollte bzw. musste. Dani hat mir aber dann doch angeboten die Nacht im seitlich offenen Holzdachgeschoss des Restaurants/Chill-out Bereichs auf dünner Matratze mit Moskitonetz drüber zu verbringen. Naja, aus der einen Nacht wurden 8 Nächte und ich konnte somit mit 100 Baht pro Nacht an mein nordthailändisches Budget anknüpfen. Sehr lustiger open-air Schlafplatz! Im Namtok hab ich dann direkt Daniel und Amelie, ein sehr nettes interessantes Kletterpärchen aus Hamburg, kennengelernt und wir sind am nächsten Tag zusammen Klettern gegangen. Zum Fels gelangt man per 40 min Motorbikefahrt über eine staubige und hügelige Dirtroad im Norden der Insel. Der Sektor The Mitt ist vormittags im Schatten und ist stark versintert und überhängend. Dort haben wir erstmal zwei 40 m Traum-6a+ gemacht. Nachmittags gings dann an die schattige Big Tree Wall mit eher technischen Faceclimbs in orangenem Fels. Am 2ten Tag haben wir an der Big Tree Wall ein bisschen Multipitching gemacht. In zwei Pitches gings auf eine grössere Belay-Ledge von der aus man ein paar schöne dritte Pitches machen konnte und dabei den genialen Aus- und Tiefblick über die blaue Andamanensee mit ihren vielen Kalksteininselchen geniessen konnte. Am Abend ist dann Alex, mit dem ich damals schon ne Woche in KL geklettert bin, auf Koh Yao Noi angekommen. Mit dabei war sein Aussie-Kumpel Con. Gemeinsam wollten wir dann mal bei The Mitt ein paar schwerere Routen austesten. Nachdem Daniel die Monkey Ladder, 7a hochspaziert ist, war ich an der Reihe. Das kräftige Gehenkel kam mir entgegen und ich konnte zum ersten Mal eine 7a flashen. Yeah! Zum Abendessen gings meist ins Kaja mit superguten günstigem Thai-Food und als Snack am Fels gabs in Bananenblaetter eingewickelten Mango/Coconut-Sticky-Rice. Ein Highlight am vorletzten Tag war dann die Grateful Wall, nur per Boot zu erreichen. Wir waren eine 9er Gruppe. Gesichert wurde direkt über dem Meer auf einer schmalen Holzvorrichtung. Geniale Kletterei mit abgefahrenen blumekohlartigen Griffstrukturen in orange-schwarz-weissem Fels. Super Kletterwoche im Inselparadies! Danke an Daniel und Amelie for sharing your time!

Tonsai again! Diesmal in der Hauptsaison! Aber zuvor musste ich mein Visa verlängern lassen. In ner Tagesaktion bin ich mit dem Bus von Krabi nach Malaysia und zurück! Hugues, der starke Franzose, den ich vom Nam Pha Pa Yai Camp kannte, hat sich für Tonsai angekündigt. Wir wollten uns in Krabi treffen. Am nächsten Morgen haben wir dann festgestellt, dass wir im selben Guesthouse eingecheckt hatten! Lustig! Gemeinsam mit Alex und Hugues gings dann für mich zum zweiten Mal nach Tonsai! Getroffen habe ich dort auch Niklas, meinen alten Kumpel aus Studienzeiten, und seine Freundin Christina! Reunion, good vibes! Zusammen mit Chrissie aus Nürnberg, Guillaumes aus Quebec und Tony aus Uruguay waren wir ne super Klettertruppe! In den 10 Tagen Tonsai hatte ich sechs ziemlich geniale Klettertage! Leider hats mich auch 2 Tage mit Tonsai-Belly dahin gerafft, wie die meisten von uns! Scheiss Tonsai-Food! Im Vergleich zur Nebensaison war Tonsai unglaublich überlaufen und die Unterkünfte viel teurer. Aber das Essensproblem gabs ja auch schon im August! Naja... Zumindest konnte ich klettertechnisch eine deutliche Steigerung zu damals feststellen! Lag bestimmt auch an Hugues, der mich und Alex ziemlich motiviert und gepusht hat. Oder auch daran, dass ich den Grad 6a und 6b diesmal mehr oder weniger weggelassen hab und hauptsächlich Routen ab 6c geklettert bin. Bis einschließlich 6c+ konnt ich auch alle Routen onsighten, flashen oder im 1ten Versuch (falls das letzte Mal schon probiert) klettern. Lediglich der gespeckte Ultraklassiker Lion King, 6c+ direkt am Strand hat sich hartnäckig erst nach 5(!) Versuchen ergeben! Ein K(r)ampf! Alex hat die Route auch seinen Spitznamen, Mr. 2m, eingebracht, nachdem er beim Clippen spektakulär 8m kopfüber bis 2m vor dem Boden abgesegelt ist! Und das alles vor den Augen von Niklas und Christina, als sie uns zum ersten Mal getroffen haben! Und mit diesen Vollpfosten, Draufgängern und Sicherungsprofis wollen wir klettern!!! Alex hat dem running gag dann alle Ehre gemacht und sein Kunststück ein paar Tage später an der Tyrolean Wall wiederholt. Diesmal  hat er Hugues mit einem 10m Sturz überrascht, der gefühlt noch tiefer am Boden endete! Aber wir haben es erstmal bei Mr. 2m  belassen! Den Makel keine 7a in Tonsai geklettert zu haben konnt ich diesmal mit 4 Routen in diesem Grad auch beheben. Im 3ten Versuch gelang mir dann auch nach meinem Tonsai-Belly Lal Bab, 7a+, kurz und bouldrig im Tonsai Roof. Am selben Tag konnt ich noch eine weitere Route im 7ten Franzosengrad (Black Cat, 7a, Cat Wall) punkten, was auch ein Novum ist. Ein super Abschluss waren am letzten Tag noch zwei Traumrouten im Grad 6c: die super fotogene Best Route in Minnesota an der Escher Wall (das letzte Mal wegen zu feuchter Griffe nicht zu Ende geklettert) und Equatorial, eine 35m ziemlich ausgesetzte Kantenkletterei an der Thaiwand Wall. Ich hatte nochmal (dank super Leute) eine ziemlich geniale Kletterzeit in Tonsai! Jetzt gibts Kletterpause! Meine Freundin wartet in Bangkok! Hugues hat mich nach Bangkok begleitet.

Nach vier Monaten hab ich also Henni in Bangkok wieder getroffen! Am abend haben wir uns noch von Hugues verabschiedet, am nächsten Morgen gings dann zu zweit Richtung Ko Chang. Die Insel ist ein schöner Zwischenstopp auf dem Weg Richtung Kambodscha. Wir sind einen tollen Tag mit dem Roller zum Strand gefahren, haben relaxt und zwei entspannte Nächte verbracht, die Vorfreude auf Kambodscha war aber zu groß, als dass uns die Insel länger fesseln konnte.

Ticklist Chiang Mai:

17.01.2014

The Gatekeeper 6b (The Gatekeeper Buttress)

Gruntfest 6c (The Archway)

The Tree Surgeon 6c (The Archway)

Blood, Love and Steel 6c (Crazy Horse Area)

18.01.2014

Reindeer Request 6a+ (Crazy Horse Area)

Inferno 7a (The Gatekeeper Buttress)

Calm aka The Proposal 6c+ (Heart Wall)

19.01.2014

Together 6a+ (Heart Wall)

It's Great To Be Alive 6b+ (Heart Wall)

Conscious 6c (Heart Wall)

21.01.2014

Hot-Headed 6b (Heart Wall)

Are You Courageous? 7a+ (Heart Wall)

A Song of Stone 6c (The Junkyard)

22.01.2014

Solarise 6a+ (The Furnace)

Skyscraper 6a (The Rooftop)

Morning Glory 6a+ (Windy Cave)

24.01.2014

Rest your heart 6a+ (Heart Wall)

Satisfied 6c+ (Heart Wall)

Ants In My Pants 6c (The Ant Hill)

The Wasp Factory 6c+ (The Ant Hill)

Flushed 6b+ (The Ant Hill)

Fire In The Mind 6a (The Furnace)

25.01.2014

Destiny 6b (The Junkyard)

Backburner 6a+ (The Furnace)

Dangerous Joy 6b+ (Crazy Horse Area)

Cool and Funky 6a+ (Aircon Wall)

Uncontrolled Burning 6b+ (Buddha Buttress)

The Shining Path 6b (Buddha Buttress)

26.01.2014

Margeritaville 6a+ (The Evening Terraces)

All Quiet on the Eastern Front 7a (The Gatekeeper Buttress)

27.01.2014

Black Hole Sun 6b+ (The Furnace)

Decide 6c+ (Heart Wall)

Confident 6c (Heart Wall)

Strange 6b (Heart Wall)

Heart 6a+ (Heart Wall)

28.01.2014

Bamboo Finders 6b (Crazy Horse Area)

It's Got to Be Funky 6a+ (Crazy Horse Area)